Einführung

Die Datenerhebung ist ein kritischer und oft umfangreicher Teil der Forschung. Fehler in dieser Phase können den gesamten Forschungsprozess beeinträchtigen und falsche Ergebnisse zur Folge haben. Daher ist die Anwendung von Forschungsdatenmanagement-Prinzipien einschließlich der sorgfältigen Dokumentation der Forschungsaktivitäten und der Erfassung von Metadaten essenziell. Die Kernaspekte der Datenerhebungsphase im Rahmen des Forschungsdatenmanagements (FDM) umfassen:

  1. Datenerhebungsmethoden: Dazu gehören Experimente, Beobachtungen, Messungen und Simulationen, Umfragen, Interviews etc. Diese Aktivitäten müssen präzise geplant und durchgeführt werden, um relevante und valide Daten zu produzieren. Für jede dieser Methoden gibt es spezifische Tools, die die Datenerhebung unterstützen. Zum Beispiel können bei Umfragen Online-Tools wie LimeSurvey verwendet werden. Experimente und Messungen können spezialisierte Software und Hardware erfordern und es kann z.B. von Vorteil sein, ein elektronisches Laborbuch (ELN) zu führen.  
  2. Erzeugung von digitalen Rohdaten: Werden Daten nicht von vornherein digital erfasst, müssen sie zunächst digitalisiert werden. Die Umwandlung von physischen in digitale Daten, beispielsweise durch Scannen oder Transkribieren, ist ein entscheidender Prozess, der eine sorgfältige Dokumentation erfordert.
  3. Speicherung der Daten in einem einheitlichen Format: Ein konsistentes Datenformat erleichtert die spätere Datenanalyse und -auswertung. Entsprechende Konvertierungstools und -protokolle sollten bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden.
  4. Sicherung und Verwaltung der Daten sowie Dokumentation der Datenerhebung: Die Datensicherheit und -integrität müssen durch regelmäßige Backups und kontrollierte Zugriffsrechte gewährleistet werden, wofür eine robuste Infrastruktur unerlässlich ist. Aspekte wie konsistente Dateibenennungen, Versionskontrolle und Methoden der Datendokumentation sind ebenfalls wichtig (siehe Exkurs Datendokumentation). Zudem ist eine genaue und vollständige Dokumentation aller Schritte im Datenerhebungsprozess entscheidend, um Transparenz zu gewährleisten und die Reproduzierbarkeit der Forschungsergebnisse sicherzustellen.
  5. Erfassung und Erstellung von Metadaten: Die Erstellung deskriptiver Metadatensätze ist essentiell für die Nutzbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Daten. Metadaten sollten z.B. Informationen zur Datenerhebungsmethode, zum Zeitpunkt und Ort der Datenerhebung, zu verwendeten Instrumenten und zur Datenbearbeitung umfassen. Je nach Fachdisziplin stehen hierfür spezielle Metadatenprofile sowie unterstützende (Online-)Anwendungen für die Metadatenerstellung und -verwaltung zur Verfügung.

Rechtliche Aspekte & Ethik

In der Datenerhebungsphase sind rechtliche und ethische Aspekte von zentraler Bedeutung (siehe Exkurs Rechtliche Aspekte im FDM). Strenge Datenschutzvorschriften gemäß der DSGVO [1] schützen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die Verarbeitung personenbezogener oder personenbeziehbarer Daten ist nur mit expliziter Einwilligung der betroffenen Personen zulässig, die im Vorfeld eingeholt werden muss. Teilnehmende müssen transparent über den Zweck der Datenerhebung, die Art der Verarbeitung und ihre Rechte informiert werden, einschließlich des Widerrufs der Einwilligung und des Löschens ihrer Daten. Für die Nutzung urheberrechtlich geschützter Materialien wie Fotos, Texte oder Töne müssen entsprechende Nutzungsrechte eingeholt werden. Um die Verarbeitung personenbezogener Daten auf das notwendige Maß zu beschränken, soll nach dem Prinzip der Datensparsamkeit gehandelt und nur die für einen bestimmten Zweck erforderlichen Daten gesammelt werden.  Zudem muss die Datensammlung angemessen im Verhältnis zum verfolgten Zweck sein. Entscheidend ist hierbei die Beantwortung zweier Kontrollfragen: Ist die Erfassung der Daten tatsächlich notwendig, um den angestrebten Zweck zu erreichen? Und: Kann dieser Zweck nicht auf eine zumutbare Weise durch andere Mittel realisiert werden? [2]


[1] https://dsgvo-gesetz.de
[2] Paul Baumann/Philipp Krahn, Rechtliche Rahmenbedingungen des FDM - Grundlagen und Praxisbeispiele, Dresden 2020

Weiterführendes